Was hat Brokkoli mit Wissenschaft zu tun? In der Kommunikationswissenschaft auf den ersten Blick wenig, aber in dieser neuen Publikation eine ganze Menge. Michael Brüggemann (Uni Hamburg), Louise Sprengelmeyer (Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut) und ich haben nämlich untersucht, wie über Ernährung berichtet wird. Also auch über Brokkoli!
So, grünes Gemüse beiseite – uns hat besonders interessiert, auf welche Weise nachhaltige Ernährung in den Medien vorkommt, und welchen Prozentsatz sie im Allgemeinen einnimmt. Dazu haben wir über 10.000 Artikel aus je drei deutschen, amerikanischen und indischen Zeitungen analysiert. Dabei haben wir herausgefunden, dass „Essen“ (food) zwar oft erwähnt wird, aber selten eine Hauptrolle in den Artikeln spielt. Wenn es dann doch im Vordergrund steht, lassen sich die Artikel in fünf übergeordnete Rahmen einordnen: Genuss und Kunst des Essens und Trinkens, Körper und Gesundheit, Nachhaltiges Leben, Rituale und Traditionen und Bequemlichkeit und Preis.
Hier ein kurzer Blick in die diese Rahmen: Der Rahmen Genuss und Kunst des Essens und Trinkens kommt am häufigsten vor, wo Rezepte und z.B. die „Weinkultur“ eine große Rolle spielen, dicht gefolgt von Körper und Gesundheit, wo es z.B. ums Abnehmen oder auch (un-)gesunde Ernährung geht. Die anderen drei Rahmen kommen wesentlich seltener vor. Wichtig ist auch, dass die Berichterstattung über Ernährung apolitisch ist und sich zum allergrößten Teil im Lifestyle-Journalismus bewegt. Also, der Brokkoli findet seinen Platz meist nur in Rezepten – und nicht in kritischen Diskussionen darüber, wie Ernährung zur Nachhaltigkeit beitragen kann.
Die englischsprachige Publikation findet sich in Journalism Practice.